Bericht

Meine Reise

Es geht darum, jeden Tag so gut wie möglich zu gestalten. Einen Denkanstoß dazu hat mir auch das Buch von Karlfried Graf Dürckheim „Der Alltag als Übung“ gegeben.

 

 

Ich war 10 Tage in Paleochora auf Kreta (13.-24. Juni 2018).

 

 

Landläufig nennt sich das Urlaub machen, Auszeit nehmen, wegfahren usw.

 

 

Ich habe in dieser Zeit nicht unmittelbar Geld verdient. Wenn ich allerdings davon ausgehe, dass gerade die Zeit in einer anderen Umgebung, mit anderen Menschen und Eindrücken, besonders kreativ und förderlich ist, passiert viel in solchen Tagen, was dann weiterwirkt und zu Umsetzungen führt.

 

 

Urlaub laut Duden (danke an Mirjana für diese Idee) „In Betrieben, Behörden, beim Militär nach Arbeitstagen gezählte, dienst-, arbeitsfreie Zeit, die jemand [zum Zwecke der Erholung] erhält“. Also Betrieb oder sonstiges gibt es nicht. Ich bekommen auch von niemanden die Zeit.  Arbeitsfrei – naja, kommt darauf an, wie man Arbeit definiert. Am ehesten passt noch „zum Zwecke der Erholung“. Vor allem das Meer, neue Eindrücke und  Erlebnisse bringen mir immer Energie und sind wie eine Tankstelle.

 

 

Auszeit (laut Duden): Pause, Spielunterbrechung, die einer Mannschaft zusteht. Nur im übertragenen Sinne bedeutet es Auszeit vom Alltag nehmen. Also eine Spielunterbrechung ist es keinesfalls. Pause vom Geldverdienen stimmt.

 

 

Wegfahren. Ja, in meinem Fall von meinem Lebensmittelpunkt. Hinfahren zu einem neuen, anderen Ort, könnte man da genauso sagen.

 

 

Also am ehesten habe ich, Mensch, 10 Tage eine Reise nach Kreta gemacht. Der Duden sagt zu Reise: „(der Erreichung eines bestimmten Ziels dienende) Fortbewegung über eine größere Entfernung“. Ja das stimmt tatsächlich. Ich bin ja zuerst im Taxi für eine halbe Stunde, dann im Flugzeug für 2,5 Stunden und dann noch einmal im Taxi für 1,5 Stunden gesessen.

 

 

Besonders wichtig wurden die Bedeutungen beim Zurückfahren. Zurück zu meinem Lebensmittelpunkt. Meine Wohnung, Menschen, die ich regelmäßig sehe und die mir wichtig sind. Zurück zum Geld verdienen und zu regelmäßigen Unternehmungen, wie mein Tanztraining. Da das wichtige Pfeiler in meinem Leben sind, schaue ich in jedem Ort möglichst viel davon zu erfüllen. Also Menschen vor Ort kennenzulernen, zu denen ich Kontakt habe oder auch regelmäßige Unternehmungen. Menschen gibt es schon seit letztem Jahr in Paleochora. Gut heuer habe ich noch eindeutig mehr die Gegend erkundet und kennengelernt. Allerdings weiß ich für das nächste Mal, wo die regelmäßigen Yogaeinheiten stattfinden, zu denen ich dann gehen kann.

 

Ich hatte ganz viele Farben und Papier mit  und hatte schon vor dem Wegfahren ein Bild vor mir, wo ich gerne sitzen und werken möchte. Das hat sich wunderbar erfüllt. Und ich habe aufgrund des unbeständigen Wetters dort mehr Zeit verbracht, als ursprünglich gedacht. Das war wunderbar. Früher wäre ich jeden Tag, wo ich nicht ins Meer schwimmen konnte, sehr unleidlich gewesen. Das war diesmal völlig entspannt, weil klar war, es gibt genug anderes zu tun, das ich auch sehr mag. Menschen treffen und eben malen, zeichnen, Collagen gestalten, schreiben. Gerade das Collagieren bringen viel mehr mit sich. An jedem Plätzchen tauchen Papiere und anderes auf, was für die Collagen brauchbar erscheint. Ich war im Papiergeschäft des Ortes und habe nach Papier gefragt. Das ergab ein Gespräch mit der Verkäuferin, die mir dann Papierabfall schenkte und meine Collagen sehen wollte. Im Souvenirgeschäft bin ich schon seit letztem Jahr bekannt dafür, dass ich besondere Verpackungen mag, also gibt es dort immer etwas für mich. Ich habe sogar noch Zeitungen zurückgelassen und einige schöne Papiere mit nach Hause  nehmen können, soviel hat sich gefunden.

 

Diese kreative Betätigung bringt mich auch immer ins Hier-und-Jetzt. Sie ist ein Anker, egal, wohin ich während des Tages abdrifte.

 

 

Das Besondere waren auch meine Reisebegleiterinnen. Sechs tolle Frauen, die ich hier vom gemeinsamen Malen und unterschiedlichen Aktivitäten kenne. Gleich am ersten Tag haben wir ein Ritual festgelegt. Jeden Morgen haben wir eine Passage aus einem Buch vorgelesen, dass eine der Frauen mithatte (leider habe ich mir den Titel nicht aufgeschrieben) und diese Passage gemeinsam diskutiert. Zusätzlich wurde jeden Tag, ein Wort, dass zufällig im Buch aufgeschlagen wurde, bestimmt. Das ergab wunderbare Möglichkeiten mit diesem Wort zu spielen. Manchmal fand es Platz in einer Collage und zusätzlich habe täglich Elfchen geschrieben. Elfchen mag ich im Urlaub immer, da sie Eindrücke so kurz und knackig auf den Punkt bringen. Wetterbedingt gibt es jetzt viele Elfchen, was mir Freude gemacht hat und keinen Groll auf das Wetter aufkommen ließ. Und es geht ja darum, jeden Tag bestmöglichst zu gestalten. Egal, wo wir sind und was gerade ist. Auch beeindruckend dazu ein Buch, das mir letztes Jahr in die Hände gefallen ist „Trainieren wie im Knast“ von Paul Wade.

 

 

Ich überlegte vor dem Wegfahren von Kreta, wie es gelingen könnte, dass diese Zeit ein Puzzlesteinchen meines Lebens werden kann und nicht ein eigenes Bild, das abgetrennt von anderen Bildern ist (Urlaubsbild, Arbeitsbild,…). Es ist kein Ende, sondern ein Weitergehen. Ich kehre zwar auf einen Platz zurück, aber bin nicht mehr die Gleiche, wie davor. Jede Begegnung, jedes Erlebnis haben mich vermehrt, mich verändert, meine Sichtweisen neu sortiert. Ein Weitergehen in meinem Leben.

 

Es gibt Herausforderungen an jedem Ort zu bewältigen. Unterschiedliche äußerliche Herausforderungen, die von mir zu bewältigen sind und innerliche Herausforderungen, die mit mir mitreisen und da wie dort ein Thema sind. 

 

Ich bin das Bindeglied zwischen den Situationen, Orten und unterschiedlichen Menschenbegegnungen. Alles betrifft mich. Ich möchte das Beste aus meinem Leben machen, in jedem Moment.